Der FC Schalke 04 und Weihnachtspause, so ganz passte das am Wochenende doch noch nicht zusammen. Am Sonntagvormittag verkündeten die Königsblauen die Vertragsverlängerung mit Profi-Co-Trainer Tim Hoogland, am Montag sollen gute Knappenschmiede-Neuigkeiten folgen.
Es ist die Zeit der Weihnachtsgeschenke für die Fans der Königsblauen, doch die drei wichtigsten hatten sie schon bekommen. Es waren die Leistungen in Paderborn (4:2), gegen Düsseldorf (1:1) und zuletzt beim Tabellenführer SV Elversberg am Freitagabend (4:1). Die wundersame Wende gegen drei Liga-Topteams katapultierte Schalke ins Mittelfeld, selbst die Aufstiegsplätze sind nicht mehr uneinholbar entfernt.
Ein Satz, der vor dem Paderborn-Spiel als unmöglich galt. Trainer Kees van Wonderen wurde zu diesem Zeitpunkt belächelt, die Vereinsführung hatte längst den Plan ausgearbeitet, van Wonderen bei einer hohen Niederlage in Paderborn zu ersetzen. Abgeschrieben war er, sein Satz, er sei kein Harry Potter, wurde zum geflügelten Wort für ein schnelles Scheitern. Nun, wenig später, gilt er nicht mehr allein als der Harry Potter, sondern als der Professor Dumbledore aus der berühmten Zauberer-Buchserie.
Dabei musste er sein „Zauberstöckchen“, wie van Wonderen das nannte, gar nicht so oft schwingen. Er hörte den Spielern zu, wich von seinem Weg der ersten Wochen ab. Beispiele: Er änderte die Trainingssprache, inzwischen wird überwiegend Englisch gesprochen, weshalb ihn einige Spieler besser verstehen. Er ließ seinen Assistenten viele Freiheiten, Kapitän Kenan Karaman durfte in zwei wichtigen Momenten Ansprachen übernehmen, passte seine Taktik an die Stärken der Spieler an. Paul Seguin übernahm die Dirigentenrolle im Zentrum, Ron Schallenberg rückte in die Abwehr, Moussa Sylla auf die Neuner-Position, versauerte nicht mehr auf dem rechten Flügel.
Schalke-Profi Schallenberg: „20 Punkte sind allenfalls okay“
Sind die Perspektiven auf einmal nicht mehr der Existenzkampf, sondern eine fulminante Aufholjagd? Die Schalker blieben nach der Gala im Saarland ruhig, demütig. „Wir haben erst 20 Punkte geholt. Damit müssen wir weiter nach unten schauen. Dass wir uns ein bisschen Luft verschafft haben, gibt uns ein gutes Gefühl.“ Auch Ron Schallenberg war sehr weit davon entfernt, ein neues Saisonziel auszurufen: „20 Punkte aus der Hinrunde sind allenfalls okay. Es wäre vermessen, jetzt nach oben zu schauen. Wir müssen gar nicht anfangen abzuheben.“
Schallenberg hat die Stimmung im Winter 2023/2024 selbst miterlebt. Auch da hatten die Schalker sieben Punkte aus den letzten drei Hinrundenspielen geholt, schauten im Januar im Algarve-Trainingslager in Albufeira nur nach oben. Mit einem Sieg zum Rückrundenauftakt gegen den HSV hätte Schalke den Rückstand auf acht Punkte verkürzen können. Doch Schalke verlor 0:2, kassierte weitere bittere Klatschen und war auf den harten Kampf gegen den Drittliga-Absturz mental nicht vorbereitet.
Das haben die Schalker nicht vergessen. Das erste Rückrundenspiel bei Eintracht Braunschweig (18. Januar) ist Chance und Risiko zugleich. Eine Chance, weil der abstiegsbedrohte Gegner individuell deutlich schlechter besetzt ist. Risiko, weil die Eintracht Schalke wieder mit in die Abstiegszone reißen könnte. Ruhig sagte van Wonderen über sein Team: „Wir haben ein Fundament, bei dem wir sehen, dass wir es auch den Spitzenmannschaften schwer machen können. Das gibt mir Mut.“ Am 2. Januar kehrt Schalke auf den Trainingsplatz zurück, einen Tag später geht es ins Trainingslager nach Belek in der Türkei.